Prof. Dr. Hermann Josef Schmidt
Wider weitere Entnietzschung Nietzsches. Eine Streitschrift
Alibri Verlag Aschaffenburg 2000, ISBN 3-932710-26-6, 207 S., DM 28,00

von Helmut Walther (Nürnberg)
aus Aufklärung und Kritik 2/2000 S. 182. ff.

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Der Autor Hermann Josef Schmidt lehrt als Professor an der Universität Dortmund Philosophie, publiziert seit über 30 Jahren zu Nietzsche und ist Mitglied des Vorstands der Nietzsche-Gesellschaft. Auf eine weitere Publikation Schmidts sei hingewiesen: Nietzsche absconditus oder Spurenlesen bei Nietzsche, 4 Bände mit zusammen 2515 Seiten, im selben Verlag erschienen, in welcher der Kindheit und Jugend Nietzsches nachgegangen wird. Der Autor bezieht sich recht häufig auf diese, und ohne Kenntnis derselben – die auch dem Rezensenten fehlt – können mancherlei Gedankengänge der vorliegenden Streitschrift nicht vollständig nachvollzogen werden.

Eine erste Frage stellt sich für den Leser gleich aus dem Titel des Buches – denn was könnte wohl mit einer sich auf den ersten Blick nicht erschließenden "Entnietzschung Nietzsches" gemeint sein? Die Hauptthese des Autors lautet, daß "beginnend mit Verwandten und Bekannten Nietzsches, fortgeführt durch Friedrich Nietzsche selbst, beibehalten bis in die Gegenwart und vermutlich noch weit über sie hinaus, die meisten Deutungen oder Interpretationen sei es der Person, sei es des Denkens, der Gedanken oder einzelner Schriften Friedrich Nietzsches mit dem Etikett "Entnietzschung" versehen werden müßten, wenn man davon auszugehen wagte, daß sie mit ihrer Bezeichnung als Nietzschedeutung oder -interpretation die Verpflichtung eingegangen sind, in hohem Maße ‘gegenstandsangemessen’ zu sein."

In anderen Worten: alle Nietzsche-Deutung sei dann unangemessen, wenn sie Nietzsche nicht entsprechend zur Kenntnis nehme. Diese insbesondere nach Ansicht des Autors vor allem auch im "Mainstream" der Nietzsche-Interpretation zu beobachtende "Entnietzschung" gelte es aufzubrechen; deshalb handelt es sich denn auch expressis verbis um eine Streitschrift, die "mehr Kompetenz, Konsequenz, Mut, Nachdenklichkeit und Redlichkeit in der Nietzscheinterpretation" einfordert. Dies sei um so mehr notwendig, da die Bemühungen des Autors um eine adäquate Nietzscheinterpretation seit vielen Jahren auf taube Ohren stießen, wie den bislang meinungsleitenden Interpreten ausführlich und mehrfach vorgehalten wird.

Daher wird nun zunächst nach dem Motiv dieser Entnietzschung gesucht, die vom Autor selbst mehrdeutig gemeint ist:

a) Entnietzschung bereits "vorgeburtlich" und seitens der Verwandten
b) Entnietzschung durch Nietzsche selbst
c) Entnietzschung durch den "Mainstream" der Interpreten

Bei dieser Sachlage müssen notwendig die Motive der Entnietzschung unterschiedlicher Natur sein. Insofern die Motivlagen a) und b) miteinander verwandt, aber völlig anders gelagert sind als in c), halte ich es weniger für "problemaufschließend" als für verwirrend, hier jeweils mit dem gleichen Begriff zu arbeiten. Gemeinsam ist allen nur, daß "Friedrich Nietzsche ... nicht Friedrich Nietzsche geworden oder gewesen sein" durfte, "weil er genau damit störte und stört". Wen aber stört er? "Das gute Gewissen anfangs wohl aller Verwandten, später der Thronwächter, Handlanger und Profiteure bestimmter Traditionen". Wie nun aber einer bereits "vorgeburtlich" zu stören vermöchte, bzw. in seiner Kindheit, in der noch niemand von dem Werden und Wesen des künftigen Philosophen Nietzsche ahnen konnte, ist mir schleierhaft. Konnte die – sicherlich problematische Kindheitsgeschichte – Nietzsche wirklich "entnietzschen"? Oder hat sie nicht ein gut Teil dazu beigetragen, daß er der Nietzsche wurde, wie wir ihn aus seinen Werken kennen? Der Autor scheint eine Art "intellegiblen Charakter" à la Kant anzunehmen, um welchen Nietzsche seitens der Tradition, wirksam über Familie und evangelisches Pfarrhaus, sowie seitens der konkreten Familienmitglieder einschließlich der verschiedenen Todesfälle (Vater, Großmutter, Bruder, Tanten, Schwester) gebracht worden sei.

Warum diese Vermischung der Motive? Nun, der Autor will vor allem darauf aufmerksam machen, daß die bisherige Nietzsche-Interpretation der Genese Nietzsches bislang viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe; Kindheit und Jugend würden dort allzumeist ausgeblendet, obwohl gerade in ihr der Schlüssel zu Nietzsches Denken zu finden sei.

Nietzscheadäquate Interpretation kann nach Schmidt nur erreicht werden durch ernsthaftes Interesse an Friedrich Nietzsche selbst wie an seinem Denken sowie durch eine ernsthafte Fundierung der Entwicklung sowohl der Person Nietzsches wie seines Denkens. Genau hier setzt er seine "Beobachtung zentraler Struktur- oder Intentionsdefizite innerhalb des Mainstreams der Nietzscheinterpretation während Nietzsches restlicher Lebenszeit sowie des ersten Jahrhunderts nach Nietzsche" an.

Schließlich wird die Entnietzschung Nietzsches durch Verwandte und Bekannte aufgegliedert in Kindheit (Röcken), Jugend (Naumburg, Pforta) und Erwachsenenalter.

Sowohl die Familienvorfälle (von der Bestellung eine Amme für Fritz bis zu den Todesfällen, insbesondere des Vaters) als auch das Verhalten der Familienmitglieder (sechs weibliche Wesen) in Röcken und Naumburg hätten auf ein Brechen seines Willens hingewirkt und ihn durch christliche Pfarrhaus-Erziehung zum "kleinen Pastor" stilisiert. Anzumerken ist, daß der Autor dabei manchmal spekulativ und "tiefenpsychologisch" vorgeht – insoweit teilweise an Freuds "Analysen" erinnernd. Etwa, wenn er vielsagend auf das Nächtigen der Geschwister bis 1856 in einem Schlafzimmer anspielt wie auch einen Schwimmunfall Friedrichs als Selbstmordversuch interpretiert. Daß allerdings das tiefenpsychologische Argumentieren à la Freud heute auch in der Psychologie selbst schweren Bedenken ausgesetzt ist, ist ja schon länger bekannt.

Das "genetische" Interesse an Kindheit und Jugend Nietzsches seitens Autors besteht sicherlich zu Recht und ist sehr verdienstvoll; natürlich kann es zur Erhellung beitragen, die Bedingungen des Aufwachsens desjenigen zu kennen, mit dessen späterem Denken man sich befaßt. Allerdings haben kulturelle Werke durchaus auch ihren Eigenwert, ganz unabhängig von der Vita ihres Urhebers – auch dies ist sicherlich eine der möglichen Rezeptionsperspektiven, die notwendig etwa immer dann gegeben ist, wenn ein Werk anonym erscheint bzw. der Verfasser sonst unbekannt ist. Auch wird man hier zwischen Forschung und "Normalleser" unterscheiden müssen. Sind für erstere alle Einflüsse auf den Urheber und dessen zu erforschendes Werk von Bedeutung, so darf sich letzterer durchaus dem Werk selbst ohne alle diese Kenntnisse überlassen, wie es denn von dessen Urheber wohl auch zunächst gewollt ist. Da dieser im Zeitpunkt der Werkhervorbringung gar nicht wissen kann, welche weiteren Umstände den Rezipienten bekannt sein werden, wird er selbst jedenfalls der Meinung sein, daß seine Schöpfung als solche und ganz unabhängig von seiner Person vollgültig sein soll. Insoweit greift dann eine Interpretation, die den Autor und dessen Genese mit einbezieht, über dessen Intention hinaus.

Schließlich ist es ganz natürlich, daß im Werk Problematiken wiederkehren, die in der Prägung von Kindheit und Jugend von dessen Schöpfer durchlebt werden mußten. Die Reflexion der individuellen und schließlich der allgemeinen Werdensbedingungen ist ja gerade der Weg, "der zu werden, der man ist." Dies wäre dann die "Entnietzschung der (durch Tradition und Verwandtschaft erzwungenen) Entnietzschung" als der Weg zur "Vernietzschung"?

Wie verwirrend die Gleichsetzung von Fremd- und Selbsteinwirkungen mit verfälschender Nietzsche-Interpretation unter dem Begriff "Entnietzschung" wirken kann, zeigt sich daran, daß nun auch namens dieser "dritten Entnietzschung" durch die Interpretatoren, die den eigentlichen Hauptteil des Buches ausmacht, ebenfalls auf Kindheit und Jugend Nietzsches zurückgegriffen wird – jetzt aber nicht, um diese als "Entnietzschung" zu begreifen; sondern nun wird in dieser Einbeziehung gerade der eigentliche und einzige Ansatz zur Werkinterpretation gefunden.

Denn – um den zugrundeliegenden Hauptgedanken vorwegzunehmen – die "entnietzschenden" Fehlinterpretationen beruhen nach Meinung Schmidts vor allem darauf, daß die Bedingungen der Genese und die Genese Nietzsches (also seine Herkunft, Kindheit und Jugend) einfach nicht zur Kenntnis genommen würden, vielmehr die Interpretatoren aus jeweils unterschiedlichen Motiven heraus sich nach gusto am Werk Nietzsches bedienten. Statt sich die Schlüssel zum Aufschließen der werkimmanenten Gedanken aus dieser Genese zu besorgen, wo sie jahrzehntelang schon bereitlägen, wie der Autor des öfteren betont, unterschöben die Interpreten aus leicht durchschaubaren Motiven eigene und nicht Nietzsche angehörige Denkfiguren und Zusammenhänge.

Zunächst stellt er auf, was er unter redlicher Interpretation versteht:

"Nietzscheinterpretation" ist als seriöse, ‘objektzentrierte’, Friedrich Nietzsche, Nietzsches Gedanken, Texten, Werken usw. geltende Erkenntnisbemühung zu verstehen: eine Erkenntnisbemühung, für die entscheidend ist, daß Friedrich Nietzsche nicht jemand anderes gewesen sein soll oder muß als Friedrich Nietzsche selbst, was sauber zu rekonstruieren und nicht minder sauber dann in einer Interpretation darzustellen ist; und daß dies auch für Nietzsches Gedanken, Texte, Werke usw. gilt.

Der Autor unterläßt es bewußt, an dieser Stelle den die richtige Interpretation verfehlenden "Mainstream" von Raoul Richter bis Heidegger durchzugehen; vielmehr stellt er als komplementäre und "partiell treffsichere" Beispiele insbesondere Lou Andreas-Salomés Nietzsche-Buch von 1894 und – zunächst überraschenderweise – Elisabeth Förster-Nietzsches verschiedene biografische Werke über ihren Bruder aus den Jahren 1895 ff. vor. Erstere habe, wenn auch ohne Kenntnis der wirklichen Genese Nietzsches, deutungssicher bereits Grundlegendes erkannt, indem sie Leben und Werk Nietzsches in Verbindung setzte: den Selbstbezug vieler Äußerungen Nietzsches, seine Einsamkeit und Verborgenheit, seine Multidimensionalität und Vielfachmotivierung sowie seinen religiösen Grundzug.

Ganz anders liege der Erkenntnisgewinn bei der Schwesterbiografie: Sie bringe gerade jenes bei, was bei ersterer fehle, Kindheit und Jugend, oft in Selbstäußerungen Nietzsches. "Und um Paradoxie und Provokation auf die Spitze zu treiben: liest man lediglich diese beiden Bände ..., so hätte man damit seit einem Jahrhundert jeder kombinationsfähige Leser der Schriften Nietzsches hinreichend Material vor Augen gehabt und Perspektiven vorgefunden, um zu einer erstaunlich nietzscheangemessenen Sicht Nietzsches zu gelangen", so der Autor.

Die Ursachen für das Unterbleiben einer "konsequent historischen Analyse" könnten bei dieser Ausgangslage nur in Verbohrtheit, Unkenntnis oder Nichternstnehmens dieser beiden Bände gefunden werden.

Um dies zu belegen, folgt nun ein 70-seitiger "Interpretativer Lasterkatalog", in dem ausgiebig "‘Blindheiten’, Einseitigkeiten oder mangelnde Kompetenzen, verweigerte Perspektiven oder ausgeklammerte Inhalte" untersucht werden. Hier können nur die Hauptgesichtspunkte kurz aufgezählt werden:

1. Zu wenig ernsthaftes Interesse an ‘Friedrich Nietzsche selbst’: als genetisches bzw. biografisches Desinteresse; als Disjunktion des ‘Systematischen’ und Biografischen, unter mangelnder Berücksichtigung der ‘Brüche’ oder basalen Zäsuren in Nietzsches Leben; mangelnde Berücksichtigung der Mehrschichtigkeit, der Verborgenheit und der Ironie Nietzsches im Verhalten wie im Werk u.a.

2. Zu wenig ernsthaftes Interesse an Nietzsches Denken, Gedanken und Texten: Akzeptanz des Dogmas strikter Trennung von Leben, Denken und Werk; keine Berücksichtigung von Zeitpunkt, Kontext und Adressatenorientiertheit seiner Aussagen und Texte und des repetitiv-insistierenden Charakters seines Denkens; Psychologiephobie und Psychoanalysepanik; altertumswissenschaftliche Ahnungslosigkeit; Nichtbeachtung des ‘Privatsprache’-Problems und Werkfixierung; Nachlaß- bzw. Spätnachlaßfixierung; Heideggerei oder sonstige Gewaltsamkeit; und vor allem: Normalisierung, Entspezifizierung, Trivialisierung und Verharmlosung, insbesondere seitens interessierter, vor allem auch christlicher Kreise, im Namen der "Heimholung"; und natürlich vielfältige Tabuierungen von "Peinlichkeiten", insbesondere, was mit der Geschlechtlichkeit Nietzsches zusammenhänge.

Jedenfalls läßt es der Autor nach diesem "Lasterkatalog" nicht an Nietzscheschem Selbstbewußtsein mangeln, wenn er schreibt, daß der "Kampf" um die Interpretationshoheit "spätestens seit dem 15.12.1990" [dem Erscheinen seines Buches "Nietzsche absconditus, Kindheit"] "entbrannt und vielleicht [für seine Gegner] schon verloren" sei.

Und so stellt er seinen "Tugendkatalog" als "Erkenntnisschneisen zu Nietzsche" gegenüber, so daß sich damit der Kreis zur oben angeführten Eingangsdefinition der "redlichen Interpretation" schließt, welche jenen Tugendkatalog bereits enthält.

Die heute oft zu machende Beobachtung einer "Nietzscheinterpretation ohne Nietzsche" hält Schmidt – parallel zu einer "Theologie ohne Gott" – nicht für seriös: Nietzsche habe sich, so sein Verdacht, "aus der Nietzscheinterpretation großenteils noch leiser, noch unbemerkter weggeschlichen als Gott aus den Tempeln seiner Gläubigen ... Gott wurde, so der provokative tolle Mensch, immerhin getötet, er muß also einmal existiert haben, fiel dann aber unter seine Mörder; ... Unter was fiel statt dessen Nietzsche? Nur unter ‘seine’ Interpreten?" – "‘Über Nietzsche hinaus’ statt erst einmal ‘in Nietzsche hinein’?– und mit bestem Gewissen." – sei wohl der zukünftige Weg solcher Interpretation.

Daher untersucht der Autor im Schlußteil die heutigen Interpretationsbedingungen im Allgemeinen und hinsichtlich Nietzsches im Besonderen; ersteres "Megaproblemensemble" bestehe in einer "sich in ihrem Mainstream ... zu einer wenig thematisierten Katastrophengeschichte entwickelnden europäischen Interpretation(skunst)." Bereits seit der Antike, noch mehr aber mit dem Christentum und sodann im Wege von Herrschaftssicherung seien vielfältige Formen von Korruption des Interpretierens eingetreten, die zu Zensur und Selbstzensur führten. Nicht minder problematisch sei die Lage des Interpreten im speziellen Blick auf Nietzsche:

So umfasse das noch nicht vollständig veröffentlichte Werk bereits über 25.000 Druckseiten; hinzukomme die "lawinenartig anschwellende Sekundärliteratur mit mittlerweile längst über 10.000 Titeln und einigen hunderttausend Seiten" zuzüglich diverser Periodika. Dazu sollte man weiter sämtliche Literatur gelesen haben, die Nietzsche selbst verwendet bzw. anspricht, und dies natürlich auf einem Hintergrund, der bereits über ein breites Wissen von der Antike sowie der europäischen Geistes-, Literatur-, Philosophie- und Religionsgeschichte verfügt.

Da der Erwerb solcher Voraussetzungen wohl für nicht sehr viele Menschen in Frage kommen kann, empfiehlt sich auch aus diesem Grunde die "genetische" Interpretation:

"...breite Erkenntnisschneisen zu Nietzsche sind dann eröffnet, wenn Leser und ggfs. Interpreten bei Texten des frühen Nietzsche und der hier noch überschaubaren Literatur einsetzen. Wer auch nur die längst veröffentlichten Texte des Schülers Nietzsche gründlich gelesen und sich etwas Bildungshintergrund – Antike! – erarbeitet sowie in der Sekundärliteratur orientiert hat, kann sich bereits auf überraschend hohem Verständnisniveau Nietzsches vieldiskutierten Werken zuwenden. ... Wo haben Jüngere unter der Voraussetzung konsequent aufklärerischen Interesses im Bereich der Philosophiegeschichte vergleichbar attraktive Erkenntnis- und Arbeitschancen? Und wo finden eigenständige Leser noch reichhaltigere Erkenntnis- und Einsichtsmöglichkeiten? Wer mag dann nicht trotz aller aufgezeigten Probleme dennoch Nietzsches Leser und Interprete sein?"

So schließt der Autor sein Buch; der Rezensent als langjähriger Nietzsche-Leser kann da nur zustimmend nicken – meint aber, dieses Buch nur solchen Lesern zu einer gewinnversprechenden Lektüre empfehlen zu können, die sich in Leben und Werk Nietzsches bereits gut auskennen. Denn alle – durchaus lesenswerten, teilweise zu hinterfragenden – Details insbesondere zur Entwicklungsgeschichte Nietzsches oder seines Verhältnisses zu Familie und Schwester sowie zu Lou Salomé stehen hier im Dienste einer Metadiskussion im Hinblick auf eine erst noch zu leistende Interpretation des bislang entnietzschten Nietzsche.

Zum Schluß sei noch ein Hinweis gestattet, der für interessierte Leser von Nutzen sein sollte: Der Rezensent hat auf seiner zum 100. Todestag Nietzsches erstellten Homepage (www.f-nietzsche.de) Einleitung und Schlußkapitel der oben angesprochenen und wohl frühesten universitären Vorlesung in Deutschland zu Nietzsche von Raoul Richter aus dem Jahr 1903 im Internet publiziert, aus der sich die damalige Rezeptionsweise von Nietzsches Werken und deren Bedingungen erschließen lassen. Das Gesamtwerk Nietzsches einschließlich der Fragmente samt Volltextsuche ist auf der Partnerseite des Rezensenten unter www.friedrichnietzsche.de zugänglich.